Im Studiengang „Outdoorsport und Adventuremanagement“ an der Hochschule für angewandtes Management, haben die Studierenden eine Abschlusspräsentation des Semesters in der Vorlesung „Leadership und Guiding“ zu erbringen. Seit einigen Semestern ist Christoph Maretzek als Dozent aufgrund seiner breiten Ausbildungs-/Leadership – und Outdoorerfahrungen dabei als Lehrender tätig. Er tut dies mit Freude und der Überzeugung, dass nur die aktive Auseinandersetzung mit Aufgaben letztlich die vermittelte Theorie tragfähig macht.

Förderung durch gezielte Forderung

Auch dieses Semester hat zur gezielten Übung dessen wieder eine komplexe und fordernde Aufgabe zu bewältigen.
Der Titel für dieses Semester lautet:

Entwicklung, Planung und Beschreibung eines Leadership-Outdoorseminars für Berufseinsteiger im Rahmen einer 7-tägigen Trekkingtour mit dem Themenschwerpunkt „Burgen- die Geschichte des Odenwaldes in Stein“.

Vom Wert der Ausbildung im Training

In junge Menschen investieren heißt:

In dessen und unsere  Zukunft investieren. Denn schlecht ausgebildete Mitarbeiter, Chefs und Entscheider prägen ggf. eine ganze Generation durch falsches Handeln. Sich dem zu stellen und die Verantwortung für das Wohlergehen der anderen anzunehmen, nicht die vermeintliche „Macht“ zu leben…das ist Best Practise in Leadership.

Leadership und Guiding

Daher ist die Überschneidung mit den grundlegenden Inhalten der anspruchsvollen Guideausbildungen in der  Guide-Academy-Europe, die er als thematischen Nachfolger des vormaligen Internationalen Wildnisführerverbandes e.V. aufgestellt und erfolgreich an den Markt gebracht hat, augenfällig.

Manager der kommenden Generation sind wie Guides:

Sie müssen oft unter erheblichem Zeitmangel, Veränderung des Planes  oder Druck einiges leisten und beherrschen:

  • Sich schnell zurechtfinden
  • Gefahren erkennen
  • Menschen erreichen und halten
  • Maßnahmen ersinnen
  • Aktiv werden
  • Vorangehen
  • Kommunizieren
  • …..

Und oft genug haben sie keinen zweiten Anlauf…da ist es schon hilfreich, sich den Erfahrungen der Älteren nicht zu verschließen..:-)

 

Worum geht es dabei?

Die Präsentationaufgabe beschäftigt sich bei der sehr praxisorientierten Vorlesung „Leadership und Guiding“ traditionsgemäß mit einer gezielten Mischung aus:

  • Leadership: Best Practise m Umgang mit anvertrauten Mitarbeitern, Führungsgrundsätze, angelehnt an Auftragstaktik und Innere Führung
  • Planung: Idee, Gedanke, Plan…Umsetzung, Unterschied zwischen Planung und Vorbereitung, Einhaltung von Planungsvorgaben in Abwägung mit eigenen  Gestaltungsräumen
  • Schreiben: Verbale Gestaltung als Filter für eine Ausschreibung, Kreativität statt platter Werbesprüche
  • Kartenstudium: Planung am Kartentisch als Grundlage der persönlichen Erkundung und weiteren Vorbereitung, Erkennen der Möglichkeiten unterwegs
  • Werbung: Kunden ansprechen und aufmerksam machen, ehrliche Ausschreibung statt überzogener Versprechen
  • Finanzplanung: Was darf es kosten- was muss es bringen?
  • Kommunikation: Wie spreche ich über mich als Veranstalter, wie zeige ich auf, was der Kunde gewinnt?
  • Materialplanung: Weniger ist mehr – gezielt planen und nutzen
  • ……..

Studium als Ausbildung begreifen

Auch ein Studium bildet aus. Gerne wird es in unserer handwerks- und praxisarmen Zeit wie eine Übergangszeit gesehen oder die Zeit, wo man sich mal umsieht…doch dazu ist unsere Welt zu schnell und umfassend geworden.
Gezielt studieren heißt daher (neben dem Genuss der Zeit als junger Mensch!) u.a. auch:

  • Die eigene Zeit nutzen
  • Kontakte schmieden und halten
  • Wissen aufnehmen und durch Übung zu Können werden lassen
  • Eigene Erfahrungen generieren
  • ………

Bildungswissen wird erst zu stabilem Können, wenn es geübt, angewandt, durch Erfahrung aufgewertet, mit Leben gefüllt und erfolgreich an den Mitarbeiter gebracht wird.
Wo dies nicht geschieht, erodiert dieses kurzfristig aufgenommene Wissen und sorgt für Fehler…glaubt man doch fehlerhafterweise, es „zu können“.

Die Zeit des Lernens

Lehrjahre sind keine Herrenjahre ist DER Satz, den jeder Handwerkslehrling in seiner Ausbildung früher hassen lernte und spätestens bei seinem eigenen ersten Lehrling aus guter Erfahrung genau so weitergibt. Wenn er denn dann weiß, was Ausbilden heißt!
Denn erst einmal heißt es:

  • sich einordnen
  • oft auch unterordnen
  • lernen und üben
  • Fehler machen unter Anleitung lernen sie zu vermeiden
  • …….

Und dann greift der zweite Satz…..:

  • Nur Übung macht den Meister.

Und der dritte seitens des Ausbilders heißt dann oft:

  • Nochmal!

Der vierte Kernsatz ist dann:

  • Die korrekte, umfängliche und vor allem ehrliche Auswertung und Bewertung der durchgeführten Aufgabe.

Der fünfte Satz ist dann bei guten Trainern und Ausbildern

  • Der Hinweis wie und was noch verbesserungsfähig ist und der Tip, wie man dran geht.

Der Wert des Übens für Studierende

Auch Studierende, die ohne diese Grundsätze „durch ihr Studium kommen“ werden allzuoft schlechte Vorgesetzte und berufen sich auf ihre Papierqualifikation. Diese jedoch wird erst wirksam, wenn Können und gelebte Qualifikation dahinterstehen und erkennbar werden. Führung und Leitung ohne Kompetenzen wird stets scheitern:

  • Soziale Intelligenz
  • Fachwissen
  • Kommunikationsfähigkeiten

Ein alter Meister sagte mal:

„Wenn du als Handwerker, der den Job will, dem Kunden nicht vernünftig guten Morgen und deinen Gesellen für die Arbeit nicht ordentlich danke sagen kannst, taugst du als Chef nix. Du wirst es dann an deinem Kontostand merken.“

Recht hatte er….weil er Erfahrungen hatte, die er weitergab. Und die nächste Generation musste schauen, wie sie es unter den Umständen ihrer Zeit mit Leben erfüllte. Das gilt insbesondere für Studierende, die nach viel Theorie mit dem teuersten und wertvollsten „Werkstoff“ ihres Arbeitslebens umzugehen haben:

Menschen und deren Bedürfnisse im Abgleich mit strukturellen, finanziellen und Führungsvorgaben, Kennzahlen und Problemen.

Die Vorlesung

In dieser Vorlesung, die aus Tagen am Adventure Campus (oder wegen Corona virtuell) und einem aktiven Part mit Wanderung, Planung derselben, Verpflegungsplanung, Outdoortechniken und Campgestaltung unter umweltverträglichen Bedingungen etc. zu tun hat, erlernen die Studiereden handfeste Techniken. Diese können als Outdoortraining die grundlegenden Leadershipmechanismen hervorragend und interessant abbilden.

Generationen treffen aufeinander

Darüber hinaus haben sie sich mit einem Vertreter alter und dabei hochaktueller Berufswerte auseinander zu setzen, die besonders im Rahmen der Arbeitsleistung unter Auftragsbedingungen wirksam werden. Jedoch werden sie heute anders abgebildet, bleiben aber als Forderung bestehen und die Konflikte sind real….und wie seit den Tagen der alten Griechen vollkommen normal. Jugend will voran-Alter prüft zuvor.

Kommunikation, Beobachtung, Fragen und Zuhören sind die Schlüssel, um darin erfolgreich zu sein. Auftragsrahmen heißt, dass eher Ziele und Rahmenbedingungen statt punktueller Einzelvorgaben den Hintergrund der gewünschten Leistung bilden. Zu glauben, dass dies durch Handauflegen und lautes Rufen von „ich kann das“ machbar wird, irrt grundlegend.
Jung sein und erfolgreich werden heißt vor allem:

  • Lerne beim Zuhören.
  • Begreife beim Anwenden.
  • Verstehe beim Wiederholen.
  • Durchdringe beim Betrachten.
  • Steigere dich durch Belastung.
  • Steh auf wenn du hinfällst
  • Höre auf deinen Bauch.
  • Danach denke mit dem Kopf.
  • Und handle mit deinen eigenen Händen.

Die Arbeitsmarktforschung beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen den Generationen, da in vielen Firmen erhebliche Konflikte dazu hochgradig wirksam sind. Dies wird in der Vorlesung gezielt durch die nicht unerheblichen Forderungen des Dozenten gefördert, der aus langen Jahren der Arbeits- und Ausbildungspraxis in handwerklichen Bereichen, Outdoorkontexten, Führungstätigkeiten und Ausbildungsgestaltung weiß:

Wer nicht gezielt und passend gefordert wird und lernt, Ziele gezielt zu zu erreichen oder auch mal zu scheitern und wieder neu anzusetzen, der wird niemals gutes Leadership praktizieren können. Er wird nie wissen, was es heißt und kann daher schlicht nicht das rechte Maß ermitteln, dass für den jeweiligen Mitarbeiter unter gewissenhafter und gründlicher Auswertung und Berücksichtigung des Auftragsrahmens gilt.