Erste Hilfe auf Tour und Notfallmanagment. Wer draußen unterwegs ist, kann schnell einmal Hilfe von außen und sich selber brauchen…stolpern, Erkrankung, Schnitte, Insekten, Prellungen…die Möglichkeiten sind umfassend und auch wenn da draußen deutlich weniger passiert als im Haushalt: Die Folgen können durch die eingeschränkten Möglichkeiten gravierend sein. Da ist es gut, sich im eigenen Interesse in Erste Hilfe auf Tour gut auszukennen. Für Guides und Leiter ist neben dem Anspruch an sich selbst auch ein Stück juristisch relevanter  Arbeitsgrundlage.

Erste Hilfe Outdoor...egal was kommt!

Warum Erste Hilfe vor der Tour üben?

Vorneweg…der Großteil aller Outdooraktivitäten geht ohne Blessuren und Probleme ab. Jedoch ist die deutlich größere Entfernung zu Rettung und Hilfe nicht nur im schwedischen Fjell ein ernstzunehmender Faktor der eigenen Tourenplanung. Im Prinzip gilt dies bereits jenseits des Gartenzaunes im eigenen Wald. Verbluten ist noch immer eine häufige Todesursache bei Unfällen. Verirren, Unterkühlungen und Abstürzen sind ebenfalls häufige Probleme. Und für längere Touren gilt stets:

Können und haben was man benötigt, ist besser als es sich erst organisieren zu müssen.

Erste Hilfe können ist kein Luxus…so wenig wie die Bremse am Auto oder ein gut angezogener Radbolzen. Es ist die Basis sicherer Touren. Wer auf Tour sicher reagieren könne möchte, tut gut daran, sich bereits im Vorfeld um das Thema “ Was tue ich wenn“ zu kümmern. Nur leichtsinnige oder ignorante Geister nennen dies „überflüssig oder Schwarzmalerei“. Ganz Ignorante sehen immer die anderen in der Pflicht: Tourenkameraden, Rettungskräfte oder andere Wanderer. Dabei hat es jeder selber in der Hand: Vorbereitung ist die halbe Miete und schafft einen klaren Blick auf das was an Arbeit oder Sorgen vermeidbar ist. Bzw. was kommen kann, wenn man sich alleine auf weiter Flur selber helfen muss…..so gesehen schafft die frühzeitige innere Betrachtung “was tue ich wenn“ Vorsicht.

Was für professionelle Guides zum Alltag und gutem Business gehört, sollte für jeden gesundheitsbewussten Trekker zur Selbstverständlichkeit werden:

Vorher prüfen, durchdenken und sich in einem Kurs vorbreiten, kann das Leben retten. Ganz schnell auch mal das eigene.

Denn wer erst mal liegt, hat andere Sorgen als sich etwas zusammenzureimen oder mal einen ersten Blick in die Minimalistenapotheke zu tun….da muss der Handgriff sitzen!

Für alle Touren und Camps gilt für die eigene Vorbereitung bei Unfällen immer:

  • In schwierigen Situationen durchatmen, sich besinnen und den Mut zur Reaktion finden
  • An sich und den eigenen Erfolg glauben
  • Können bekommt man nur durch Übung und Ausbildung
  • Regelmäßige Auffrischungskurse sind billiger als das Leben
  • Zu haben was man benötigt, ist besser, als es sich beim Unfall erst organisieren zu müssen
  • Sich selber zu helfen zu wissen ist besser, als auf Hilfe hoffen müssen
  • Handeln und versuchen ist stets besser als da zu sitzen und auf Hilfe zu warten
  • Helferanweisungen von Profis ohne wenn und aber befolgen!

Schon alleine im telefonisch nicht erreichbaren Seitental im Nordschwarzwald ist jeder sein eigener Ersthelfer. Geht die Axt fehl, bricht man sich beim nächtlichen Wasserholen den Knöchel…so kann man schreien so viel man will. Nach 10 Minuten sind die meisten heiser und die aufziehende Nacht ist noch lang ☹. Wer sich in einer langen Winternacht verletzt und ungeschützt nicht mehr rühren kann, kann schnell tot sein.

Sich vor der Tour zu überlegen was man braucht, sich dran auszukennen und handwerkliche Erfahrung durch Kurs und Übung zu haben, ist nicht viel Arbeit…kann aber unterwegs viel Ärger vermeiden. Das eigene Verhalten gibt meist den Ausschlag.

Erste.Hilfe.Outdoor.

E.H.O. ist speziell. Schnell kann es um viel gehen und mangelnde Übung oder schlicht fehlende Ausbildung müssen nicht sein!

Mit vielen Jahren der beruflichen Praxis als Bergführer, als Forstarbeiter, Guide, Soldat oder als erfahrene Trekker bieten wir intensive Erste.Hilfe.Outdoor.-Kurse und Travel Safety Workshops an. In Ihnen wird geübt was in realen Situationen oft eintritt. Und nebenbei macht es Spaß, mit Action zu üben und auszuprobieren, was man drauf hat.

Wer kann was in Erster Hilfe Outdoor?

Hier findest du eine PDF zur Selbsteinschätzung in Sachen „Ich und meine Erste Hilfe Outdoor- ich und meine Tourenapotheke“.

Warum ist Erste Hilfe unterwegs besonders?

Erste Hilfe Outdoor ist aus den folgenden Gründen meist besonders:

  • Weite Wege zur Hilfe
  • Spätes oder ungewisses Eintreffen der Helfer
  • Unsicher Verbindung zu Helfern
  • Fehlende Mittel zur Selbsthilfe
  • Eingeschränktes Wissen und Können
  • Keine eigenen Erfahrungen
  • Erheblicher Stress und Aufgeregtheit
  • Unsicherheit durch fehlende Übung
  • Ggf. selbst verletzt und hilflos
  • Tourenkameradenmeist oft ohne Ahnung oder Vorwissen
  • Oft schlechte Ausstattung der Tourenapotheke
  • Sehr oft vollkommene Überforderung und Angst
  • Schlechte Verständigung in fremder Sprache

Was ist Notfallmanagement?

Notfallmanagement setzt sich in der akuten Notfallsituation als Gesamtfähigkeit aus den folgenden Bereichen zusammen:

  • Zusammenhalten der Gruppe
  • Sicherung, Nutzung und Erhalt von Material und Fähigkeiten
  • Notfallplan anwenden
  • Beendigung der akuten Notfallsituation, des Unfallgeschehens
  • Sicherung der Gruppe und der eigenen Person
  • Sicherung des Verletzten wenn ohne Eigengefährdung möglich
  • Erste Hilfe Leistung am Verletzten
  • Einsatz vorhandener Mittel
  • Alarmierung und Kommunikation mit Helfern
  • Erkennen von Umfeldgefahren und möglichen Entwicklungen
  • Feststellen der Möglichkeiten des eigenen Handelns
  • Treffen von Entscheidungen
  • Durchsetzen von Entscheidungen
  • Steuerung der Situation
  • Kontaktaufnahme
  • Beendigung der Situation

In einer Unfall-/Belastungssituation beschleunigen sich die Abläufe. War es eben noch eine ruhige, entspannte Sonnenuntergangsrunde kann es im nächsten Moment eine Gruppe von entsetzten oder betroffenen Menschen sein, die erst mal wieder zu sich finden müssen. Dabei gilt meist ein Grundsatz:

Nichts tun ist das einzig Falsche, dass nahezu immer falsch ist.

Allgemeine Bereiche der Prävention

Prävention ist der meist beste, wirksame Faktor in Sachen Erste.Hilfe.Outdoor. Was nicht passiert muss nicht behandelt werden…☺. Vorsicht –Weitsicht-Umsicht helfen, tolle Tage auch im Gelände weit abseits der Wege zu haben.

Material

Besondere Bedeutung hat die Tourenapotheke, die auf die Unternehmung, die Größe der Gruppe, der Örtlichkeit sowie der Jahreszeit abgestimmt sein muss.

Sie darf kein abgelaufenes, kein veraltetes Material oder nicht zulässige Materialien oder Medikamente enthalten. Ggf. ist auch nach den Zollbestimmungen bezüglich der Medikamente zu fragen!

Personal

  • Was können meine Tourenkameraden?
  • Sind besondere Fähigkeiten um mich herum?
  • Was kann ich?
  • Weiß jeder, was wir dabei haben?
  • Weiß jeder wo es ist?

Abläufe

  • Was muss ich wie gestalten?
  • Was muss ich im Auge behalten?
  • Was muss ich berücksichtigen, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten?

Der Notfallplan

Am Ende der Vorbereitungen steht in manchen Bereichen schon die Festlegung: was tue ich wann und wenn? Das geht nur bedingt und nie umfassend…aber was bereits bedacht ist, wird meist gar nicht erst passieren, weil man es im Auge behält und die Konsequenzen vorher (er)kennt.

Er hängt ab von:

  • Eine ausgewogene und präzise Vorbereitung der Tour
  • Feststellung von Gefahrenstellen
  • Feststellen von Einschränkungen
  • Feststellen von Notwendigkeiten
  • Bewertung der eigenen Handlungskompetenz
  • Bewertung der mitgeführten Ressourcen und ihrer Wirksamkeit/Nutzen
  • Bewertung der Kenntnisse der Teilnehmer
  • Bewertung des Wetters, des Geländes, der Jahreszeit

Häufige Verletzungen unterwegs

Knöcherne Verletzungen

Muskuläre Verletzungen

Hitzeschäden

Kälteschäden

Hautverletzungen/-reizungen

Schnitte/Risse/Hiebe

Quetschungen

Verbrühungen

Verbrennungen

Brüche

Verstauchungen

Prellungen

Bänderdehnungen

Muskel(an)risse

Ausgekugelte Gelenke (Schulter, Finger)

Splitter in Augen/Haut

Marschblasen mit/ohne Entzündungen

Augenreizungen

Rückenprobleme

Schulterprobleme

Knieprobleme

Muskelkrämpfe)

Schwindel

Durchfall

Erkältungen

Bronchitis

Lungenentzündung

Fieber

Zahnprobleme

Insektenstiche

Schlangenbisse

Spinnenbisse

Tierbisse

Pflanzengifte

Pilzvergiftungen

Schädel-/Hirntrauma

Herz-/Kreislaufstörungen

Allgemeine Beschreibung psychischer Vorkommnisse:

  • Überlastung
  • Angstempfinden in schwierigen Passagen
  • Versagensangst vor der Gruppe
  • Scham bei gezeigter Schwäche
  • Schweigen bei echten Problemen
  • Konfrontation mit mitgebrachten Problemen
  • Stress durch Ärger mit anderen TN, Unzufriedenheit, nicht erfüllten Erwartungen

Beispiele für eine Tourenapotheke

Für die Tourenapotheke lassen sich entweder lange Medikamentenlisten erstellen oder die notwendigen Fähigkeiten beschreiben. Wir haben uns entschieden, die Fähigkeiten zu beschreiben. Weder wollen wir Werbung für einzelne Präparate machen noch andere ausschließen…die Beratung durch den Hausarzt oder/und den Apotheker ist der bessere Weg aus unserer Sicht.

Hier findest du eine PDF zur Tourenapotheke, die einen guten Fingerzeig gibt.

Das Schema C-ABCDE

Um schnell und effektiv auch als Laie zu helfen, hat sich dieses Schema eingebürgert und durchgesetzt. Es befähigt, nach einem klaren und an sich einfachen Verfahren professionell zu helfen.

Unser Partner C-ABC.de führt hierzu Schulungen durch und bietet das eigene, berufliche Wissen an!

Der Bodycheck

Nicht immer lassen sich auf Anhieb Verletzungen ohne weiteres erkennen. Der Bodycheck dient dazu, am Verunfallten sanft und gründlich festzustellen, was ihm ggf. fehlt. Schon die Durchführung ist Erste Hilfe pur…der Verletzte spürt, dass er nicht mehr alleine ist!

Beim Bodycheck wird systematisch vorgegangen und der Verunfallte wird nicht unnötig bewegt. Ist er bei Bewusstsein sagt man ihm, was man tut, um ihn zu beruhigen.

  • Auch kann er sich ggf. nicht äußern oder spürt gar keinen Schmerz im Schock.
  • Sogar schwere Wunden können verzögert zu bluten beginnen.
  • Eventuell sind Nervenbahnen geschädigt oder zerstört, so dass der Verletzte nichts sagt, weil er nichts spürt.

Das gründliche und systematische Abtasten des gesamten Körpers sorgt für einen schnellen Überblick und ein hohes Maß an Sicherheit bezüglich erkennbarer Verletzungen und Schäden.

Auch Laien können einen Bodycheck durchführen. Die 8 mal B-Regel hilft.

  • Birne(Kopf)
  • beide Arme
  • Brust
  • Bauch
  • beide Beine
  • (Backside) Rücken
  • Becken und Schritt prüfen
  • (Backbone) Nacken prüfen

Prüfen heißt:

  • Per Auge
  • Per Geruch
  • Per sanftem Abstreifen und Tasten
  • Per Abfragen

Jeder kann helfen!