…rauh, spröde, trocken…nein , nicht nur die Hände! Vor allem die Stiefel!

Wie und warum pflegen
Leider ist das uralte Wissen um das richtige „Stiefel wichsen“ verloren gegangen….außer bei ein paar unbeugsamen Galliern, die es noch immer tun:-).
Guides, die daherkommen, als wären sie gerade vom Jahrestreffen der hauptberuflichen Lumpensammler oder vom Ausplündern eines Altkleidercontainers der Caritas gekommen, werden in ihren Kunden ungefähr so viel Vertrauen erwecken, wie ein Mechaniker dessen Auto nicht bremst und qualmt. Und willst du wissen, wer da vor dir steht, schau ihm nicht aufs Maul, das Messer oder den Rucksack…ein Trekker in ungepflegten Stiefeln ist suspekt..:-)

Das Auge isst mit und der deutsche Kunde ist in seiner Gesamtheit meist voller Ansprüche und oft sehr hoher Erwartung. Sehr häufig leider auch mit Halbwissen über You Tube versehen…aber da kann man als Profi mit Vorführung und Erklärung meist überzeugen und gut nutzbares Wissen weiter geben. Die meisten freuen sich drüber, wenn sie es dann selber wissen und können. Und unterwegs freut sich jeder an sauberen und angenehmen Stiefeln.

Stiefel…mit das wichtigste Utensil auf Tour
Passen sie nicht, sind sie verhunzt, ungepflegt oder ausgelatscht…dann ist es nix und kann ggf. auch gefährlich werden, wenn man auf sich gestellt da draußen über Wochen auf sie angewiesen ist.
Bei meiner Solotour 2000, von der isländischen Südkiste zur Nordküste hatte ich bei den Dutzenden Flußüberquerungen immer ein ganz besonders wachsames Auge auf meine Stiefel…und als ewig lang gedienter Gebirgsjäger weiß ich den Wert von einem paar dichten und gut gepflegten Stiefeln auch zu schätzen. Das ist das Ausrüstungsstück, auf dem alles Gewicht und alle Bewegung ruht.

Gute Stiefel zeichnen sich nicht durch Preis, Farbe oder Firma aus…sie zeichnen sich u.a. durch Sauberkeit, gutes Innenklima und gut gepflegtes Leder aus. Leder ist Haut und reagiert auf Temperaturwechsel, Wasser, mechanische Belastung, Salz aus dem Schweiß, Hitze, Wind und ständige Beanspruchung wie unsere eigene Haut: Es schreit nach Pflege…sind die Risse und Dallen erst mal drin, war es längst Zeit dafür.

Was machen wir unterwegs?
Ganz Old School…wir putzen und pflegen sie einfach. In den Guide-Ausbildungen kümmern wir uns daher auch darum…und bei den Unternehmungen von TREKK`N Guide. Die Outdoorprofis haben wir auch bei Kidsgruppen immer das gute alte Schuhputzset dabei. So wie auf den eignen Touren. Denn Goretex, so unsere Überzeugung hat am Fuß genau gar nichts verloren…nach eigenen, in 40 Jahren draußen ca. 26 paar zerlaufenen Stiefeln sagen wir:  Es geht auch heute beim durchschnittlichen Trekking nichts über wirklich gute Volllelderstiefel. Und auch Goretexstiefel mit Lederanteilen oder anderem müssen gepflegt werden….:-)

Und man muss sich morgens und abends die Zeit nehmen: 

  • sie zu reinigen
  • die Bändsel rauszunehmen und auszuwaschen
  • das Innenfutter zu lüften und auszutauschen gegen das 2.Paar
  • sie lüften zu lassen
  • trocken zu lassen ohne sie an Hitzequellen oder in die Sonne zu stellen

Oberfläche versiegeln
Und dann, wenn das alles ordentlich gemacht wurde….ordentlich die Stiefel wichsen. Ordentlich schmieren, einmassieren und dann trocknen lassen, anschließend erst mit der Bürste, dann mit dem Lumpen polieren. Da darf der Unterarm schon mal richtig durchschwingen. Danach geht auch kein noch so nasser Schnee mehr dran …der stiebt eine ganze Weile ab. Früher kannte es und fluchte darüber jeder Soldat…da kam es nur drauf an, wie gut man es selber machte. Nur wer ordentlich gewichst hat, der lief gut und trocken. Im Winter wie im Sommer war halbhartes Stiefelwachs im Block erste Wahl….aufreiben und mit dem Daumenballen einmassieren. Abends am Ofen eine besinnliche Tätigkeit.
Leider sind die alten Wissensstände um Messer mit einfachen Mitteln schärfen, Nähte flicken und  Stiefel pflegen etc. den meisten Trekkern fast gänzlich unbekannt heute….wir bewahren dieses uralte Wissen und geben es weiter an unsere Trainees.

Wachs oder fett?
Fett zieht tief ein und macht weich..zu häufig und zu  viel Fett weicht auf und die Stiefel werden zu weich! Wachs ist obenauf und versiegelt. Mit diversen Zusätzen zieht genug Öl ins Leder, ohne es aufzuweichen und das Wachs bleibt obenauf zurück. Heute wird Wachs zumeist auf Petrobestandteilen gemacht und ist dadurch leichter schmierbar. Und leider auch erheblich teurer, umweltschädigend und ungesünder. Früher war einer  der wichtigsten Bestandteile Bienenwachs. Plus diverse Zusätze. Ist es bei uns auch heute noch…ein mit passend bearbeitetem Bienenwachs versiegelter Stiefel atmet, ist dicht und wird gepflegt. Kaufen kann man es natürlich auch.

Pflegemittel selber machen
Das geht sehr schnell und ist keine Raketenwissenschaft. Nur mit Leder und den Wirkungen der Bestandteile muss man sich auskennen. Man auch auch unterwegs gutes Material selber provisorisch herstellen…Speiseöl und 2 alte Teelichter…:-). Wir haben uns auch an die Arbeit gemacht und diverse Rezepturen probiert und eigene Mischungen ersonnen.
Eh voila…für den nächsten Guidekurs gibt es kostenlose Probestücke zum Testen. Die Hände haben sic schon beim Ausprobieren gefreut…butterzart sind sie nun wieder:-)